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Stadt Nürtingen erhält Bundeswaldprämie
icon.crdate06.07.2021
Nachhaltiges Wirtschaften auf zertifizierter Fläche
Stadt Nürtingen erhält Bundeswaldprämie
Ende der 70er-Jahre setzte der „saure Regen“ insbesondere den Wäldern von Mittelgebirgsregionen zu. Damals war ein großflächiges Waldsterben befürchtet worden, doch durch die Einführung des Katalysators und die Verringerung der Säureeinträge in der Luft durch die Installation von Rauchgasentschwefelungsanlagen konnte dieses Szenario abgewendet werden.
Nun stehen die heimischen Wälder erneut vor Herausforderungen aufgrund des Klimawandels, die ihnen stark zusetzen. Neben Hitze- und Trockenstress sorgen auch eingeschleppte Schädlinge und zunehmende Wetterextreme wie zuletzt das Unwetter vom 23. Juni dafür, dass die Bäume, und hier insbesondere Fichten, Buchen und Eichen, dauerhaft Schaden nehmen. Laut einer Studie des Thünen-Instituts sind in deutschen Wäldern dadurch Schäden in Höhe von zwölf Milliarden Euro entstanden. Auch am Nürtinger Stadtwald gehen die klimatischen Veränderungen nicht spurlos vorbei. Seit den 1850er-Jahren wird dort zwar bereits nachhaltig gewirtschaftet. Um den aus 86 Prozent Laub- und 14 Prozent Nadelholz bestehenden Wald aber auch künftig als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zu bewahren, setzt Revierleiter Richard Höhn eine auf drei Säulen basierende Strategie um: Neben einer den Spielregeln der Natur angepassten Waldwirtschaft werden Biotope mit speziellen Pflegemaßnahmen zur Förderung von Arten- und Lebensgemeinschaften mit besonderen Ansprüchen ausgewiesen. Außerdem wird der Anteil an absterbenden Bäumen systematisch erhöht und somit ein flächendeckendes Netz an Miniaturwäldern geschaffen, das nicht bewirtschaftet, sondern dem natürlichen Zerfall überlassen wird.
Fast 1300 Hektar Nürtinger Stadtwald sind aufgrund der nachhaltigen Bewirtschaftung zertifiziert. Dafür erhält die Stadt nun eine Waldprämie aus einem Konjunktur- und Zukunftspaket der Bundesregierung in Höhe von 127.100 Euro. Diese Prämie soll dazu beitragen, unbürokratisch die Folgen von Extremwetterereignissen, Schädlingsbefall und der Corona-Pandemie bei kommunalen wie auch privaten Waldbesitzern abzumildern sowie zugleich die Bemühungen um eine nachhaltige Bewirtschaftung zu honorieren.
Der Wald habe leider nicht den Stellenwert in der Gesellschaft, den er verdienen würde, meinte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung Hans-Joachim Fuchtel, als er Oberbürgermeister Dr. Johannes Fridrich die Waldprämie im Rathaus übergab. Immerhin könnten die Waldflächen in Deutschland sieben Prozent des CO2-Aufkommens kompensieren. Erstmals lege die Bundesregierung eine solche Prämie daher auf.
Oberbürgermeister Dr. Fridrich freute sich im Beisein des Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich entsprechend darüber, dass der Bund die städtischen Bemühungen um lokale Nachhaltigkeit auf diese Weise honoriert.