Nürtingen aktuell
Nürtingen aktuell
Stadtmarketingprozess
Erstelldatum13.06.2019
Weichenstellung für Nürtingens Zukunft
Was macht eine Stadt attraktiv? Für Familien können das Betreuungs-, Bildungsangebote, Spielplätze oder Freizeitmöglichkeiten sein. Für Unternehmen sind es gute Verkehrsanbindungen und nutzbare Flächen. Studenten freuen sich über bezahlbare Wohnungen und ein lebendiges Nachtleben. Senioren sind eine quartiersnahe Versorgung und Barrierefreiheit wichtig. So unterschiedlich wie die Wünsche und Bedürfnisse zahlreicher Zielgruppen sind, so vielfältig stellen sich die Herausforderungen dar, die sich den Kommunen in den kommenden Jahren stellen: Klimawandel, Umweltschutz, Mobilität, Digitalisierung, demografischer Wandel, Gesundheitsversorgung, Konsumverhalten oder bezahlbarer Wohnraum. Der Trend zur Urbanisierung hält weiter an und so wird auch Nürtingen aufgrund seiner Lage in der Metropolregion Stuttgart bei einer anhaltendend guten wirtschaftlichen Konjunktur wachsen – mit allen dazu gehörenden positiven wie negativen Begleiterscheinungen. Umso wichtiger ist es, die Weichen für die Zukunft zu stellen und sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Der Gemeinderat der Stadt Nürtingen hat sich daher im Sommer 2017 entschieden, einen nachhaltigen Stadtmarketingprozess anzustoßen. Dieser soll Perspektiven und Maßnahmen aufzeigen, mit denen kurz-, mittel- und langfristig die Aufenthaltsqualität gesteigert und die Versorgungssituation erhalten werden soll. In einem ersten Schritt befragten Studenten der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) 60 Nürtingerinnen und Nürtinger aus acht verschiedenen Zielgruppen im Rahmen einer Projektarbeit zu deren Blick auf Nürtingen, deren Wünschen und denkbaren Zukunftsszenarien. Die Ergebnisse wurden dem Gemeinderat im Januar 2018 präsentiert. Im Januar 2018 und September 2018 fanden Workshops mit Einzelhändlern, Immobilienbesitzern, Mitgliedern des Werberings und des Citymarketingvereins Nürtingen e.V. und im November 2018 eine Bürgerkonferenz mit zufällig ausgewählten Teilnehmern statt. Der Gemeinderat beschäftigte sich im Rahmen einer Klausurtagung ebenfalls mit diesen Themen. In all diesen Veranstaltungen wurden Stärken, Schwächen sowie Potenziale diskutiert. Die Ergebnisse sind in ein Positionierungspapier eingeflossen, das Handlungsempfehlungen vorgibt und das der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 14. Mai mehrheitlich beschlossen hat. Das Bild, das sich aus den unterschiedlichen Befragungen und Workshops ergeben hat, ähnelt sich trotz der unterschiedlichen Zusammensetzung der beteiligten Personen erstaunlich stark: Thematisch konzentrieren sich die Wünsche auf die Erlebbarkeit des Neckars sowie die Belebung der Alt- und Innenstadt. Allerdings klafft eine deutliche Lücke zwischen der eigenen und der Fremdwahrnehmung: Nürtingen würde zwar gerne weltoffen und mutig erscheinen, wirkt tatsächlich aber rückwärtsgewandt, stagnierend und sich selbst überschätzend. Daher muss der Spagat zwischen konservativem Gedankengut und einer gestiegenen Erwartungshaltung in der Bürgerschaft einerseits sowie der gelebten Tradition und den Anforderungen einer flexiblen Arbeitswelt und mobilen Gesellschaft gelingen. Umsetzbar ist dies nur mit einem ausgeprägten Willen zur Veränderung, der Freiraum für Kreativität und Originalität lässt, aber auch mutige und lösungsorientierte Entscheidungen erfordert. Dadurch kann eine Grundstimmung erzeugt werden, die das Gemeinschaftsgefühl stärkt und den Bürgerinnen und Bürgern das Gefühl gibt, sich in Nürtingen rundum wohl und „zu Hause“ zu fühlen. Wofür soll Nürtingen künftig stehen? Welche Emotionen kann Nürtingen im positiven Sinne wecken und wie kann dies erreicht werden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des angestoßenen Prozesses und beziehen sich auf sämtliche Aspekte der kommunalen Verwaltung. Das betrifft die Stadt- oder Produktentwicklung ebenso wie die Art der Kommunikation oder die Diskussionskultur im Gemeinderat: alle Bereiche werden überprüft, welche diejenigen Eigenschaften prägen, mit denen Nürtingen in den kommenden Jahren in Verbindung gebracht werden soll. Nürtingen soll zum Lebensmittelpunkt der Bürgerinnen und Bürger werden, indem es einen kreativen und naturnahen Lebensraum für alle Zielgruppen und Generationen entwickelt. Einige Maßnahmen, die in den kommenden vier Jahren denkbar wären, sind die Konzentration von Bildungseinrichtungen und Senioren-Treffpunkten in der Innenstadt, die Installation eines Gründerzentrums in Kooperation mit der HfWU, ein für Spiel und Spaß nutzbarer „Stadtsandkasten“ während der Sommermonate oder die Stadt unter dem Motto „Nürtingen stellt (r)aus“ als Deutschlands größte Outdoor-Galerie für Kunstwerke von Jedermann zu nutzen. Die Handlungsempfehlungen werden nun daraufhin überprüft, ob sie innerhalb der kommenden vier bis fünf Jahre umsetzbar sind und dann unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in Einzelprojekte gegliedert, über die der Gemeinderat dann separat entscheidet.