Nürtingen aktuell
Nürtingen aktuell
Start der Bürgerbeteiligung zum Nürtinger Klimaschutzkonzept
Erstelldatum28.02.2013
Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Schadstoffausstoß nachhaltig zu verringern? Wie kann sich der Bedarf einer Stadt der Zukunft vollständig an erneuerbaren Energien ausrichten? Wie können einzelne Maßnahmen sinnvoll gebündelt und abgestimmt werden, um messbare Ergebnisse zu erzielen?
Antworten auf diese Fragen soll ein Klimaschutzkonzept für Nürtingen geben, das von der Stadt Nürtingen in Zusammenarbeit mit der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA), der Stiftung Ökowatt und der Stadtwerke Nürtingen erarbeitet wird. Basis für die Erarbeitung eines konkreten Maßnahmenkataloges ist die Analyse der aktuellen Situation in Nürtingen, die von der KEA erstellt wurde und seit wenigen Tagen vorliegt. Darin wird festgehalten, dass die Privathaushalte und der Verkehr einen Anteil von 66% am gesamten Endenergieverbrauch haben. Trotz Einführung der Effizienzklassen bei Haushaltsgeräten ist der Stromverbrauch nicht gesunken, da die Haushalte über eine höhere Ausstattung mit entsprechenden Geräten verfügten. Der Stromverbrauch im Bereich Unterhaltung, Information und Kommunikation hat sich von 1990 bis 2010 gar verdoppelt. Der Wärmeverbrauch ist von 1990 bis 2011 dagegen um 7% gesunken, obwohl die Wohnfläche in diesem Zeitraum um 23% zugenommen hat. Dies ist auf Gebäudesanierungen, die Modernisierung von Heizungsanlagen und steigende energetische Standards bei Neubauten zurückzuführen.
Auf einem guten Weg scheinen der Handel, die Industrie und das Gewerbe in Nürtingen zu sein. Während bundesweit der Endenergieverbrauch in diesem Sektor im Vergleich zu 1990 um 16% zurückging, reduzierte sich dieser Parameter in Nürtingen um stolze 27%, was allerdings auch auf einen Rückgang der Beschäftigtenzahl und einer Umstrukturierung zurückzuführen ist, die weniger Industrie und vermehrt Handel und Dienstleistungen verzeichnet.
Die städtischen Gebäude stehen in der Endenergieverbrauchsbilanz gut da, was unter anderem einem konsequenten Energiecontrolling, dem Einsatz von Leittechnik und nicht zuletzt auch der Sensibilisierung der städtischen Bediensteten zu verdanken ist.
Obwohl Nürtingen bei den CO2-Emissionen mit 7,7 Tonnen pro Einwohner jährlich rund 16% unter dem Bundesdurchschnitt liegt, ist das Ziel einer klimaneutralen Gesellschaft, die eine Emission von 2 Tonnen pro Einwohner für das Jahr 2050 vorsieht, doch noch weit entfernt. Das Klimaschutzkonzept soll Hinweise dafür liefern, wie Nürtingen diesem Ziel schrittweise näher kommen kann.
"Auch wenn der Klimaschutz keine kommunale Pflichtaufgabe ist, so betreffen die Auswirkungen des Nicht-Handelns doch alle Bevölkerungsgruppen. Als Kommune sehen wir uns daher in der Pflicht, eine Vorbildfunktion einzunehmen und mit einem umsetzungsorientierten Klimaschutzkonzept unserer Verantwortung kommenden Generationen gegenüber gerecht zu werden", führt der Technische Beigeordnete der Stadt Nürtingen und Vorsitzende des Klimabeirats Andreas Erwerle aus.
Wertvolle Hinweise, Anregungen und Meinungen sollen allerdings nicht nur von Expertenseite einfließen. Die Stadt Nürtingen legt auch großen Wert auf Beiträge von Bürgerseite. Am 7. März können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger um 19 Uhr in der Stadthalle K3N über die aktuelle Energiebilanz Nürtingens und den Beteiligungsprozess informieren, den die Stadt Offenburg auf dem Weg zu einem Klimaschutzkonzept verfolgt hat. Am 20. April diskutieren dann von 10 Uhr bis 17 Uhr in der Seegrasspinnerei Experten mit Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen einer offenen Klimawerkstatt in fünf Arbeitsgruppen zu den Themen "Dezentrale Energiesysteme für Nürtingen", "Verminderung des Energiebedarfs", "Verkehr und Mobilität", "Konsum, Ernährung und Landwirtschaft" sowie "nachhaltige Zukunft für Kinder und Jugendliche".
Die in diesem Workshop erarbeiteten Ergebnisse fließen in das Nürtinger Klimaschutzkonzept ein und stellen gleichzeitig auch wichtige Elemente dar, die Berücksichtigung im Integrierten Stadtentwicklungskonzept finden. Eine kompakte Struktur von Wohn- und Gewerbeflächen mit einer innerstädtischen Verdichtung hat nachweislich positive Auswirkungen auf den Klimaschutz, da unter anderem die vorhandenen Infrastrukturen besser genutzt, der ÖPNV stärker nachgefragt und der Flächenverbrauch reduziert werden kann.
Wie Nürtingens Weg zu einer klimaneutralen Kommune aussehen wird, zeigt sich mit der ersten Weichenstellung nach der Sommerpause. Dann soll der Gemeinderat das Klimaschutzkonzept verabschieden und damit die Richtung vorgeben, in der konkrete Maßnahmen um- und Prioritäten gesetzt werden sollen. Die gesammelten Informationen zum Klimaschutzkonzept finden Sie auf der entsprechenden Seite der Nürtinger Homepage.