Nürtingen aktuell
Nürtingen aktuell
Nürtinger Sozialkonferenz
Erstelldatum29.11.2019
Nürtinger Sozialkonferenz
Diskussion zum Thema Inklusion
In der UN-Behindertenrechtskonvention ist Inklusion als Menschenrecht festgeschrieben. Doch in Deutschland, das diese Konvention unterschrieben hat, gibt es noch zahlreiche Hürden, die es zu überwinden gilt. Denn erst wenn man nicht mehr darüber nachdenken muss, ist Inklusion erreicht. Wie das in Nürtingen gelingen kann, war Gegenstand einer Sozialkonferenz am 30. November, die in der Stadthalle K3N stattfand. Bei diesem Format, für das die Stadt Nürtingen schon im Jahre 2007 ausgezeichnet wurde, begegnen sich Bürger, Gemeinderäte und Vertreter der Verwaltung, um in einem gemeinsamen Dialog Lösungen für lokale Herausforderungen zu suchen.
Oberbürgermeister Dr. Johannes Fridrich begrüßte rund 60 Gäste aller Altersschichten. Prof. Dr. Beate Steinhilber von der evangelischen Hochschule Freiburg regte in ihrem Vortrag dazu an, sich selbst zu hinterfragen, was man als normal definiert. Erst durch die Kategorisierung wird ausgegrenzt und damit Inklusion verhindert oder zumindest erschwert. In einem zweiten Impulsvortrag ging Monika Tresp von der Fachstelle Inklusion beim Gemeindetag Baden-Württemberg darauf ein, wie sich das Thema aus kommunaler Sicht darstellt und welche Faktoren notwendig sind, damit Inklusion gelingt. Da die Digitalisierung nicht nur unseren Alltag mittlerweile durchdringt, sondern auch die Kommunen vor neue Herausforderungen stellt, wies sie auf die Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit hin.
Barbara Andreas, ehemalige Rektorin der Bodelschwinghschule Nürtingen, nahm die Anwesenden schließlich noch auf eine Reise in eine Welt mit, in der Inklusion kein Thema mehr ist.
Nach den Vorträgen nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, um sich in Kleingruppen mit den Referentinnen intensiv auszutauschen.
Nach einer kleinen Pause gab es ein erfolgreiches Praxisbeispiel: Kirsti Astfalk vom Waldkindergarten in Nürtingen zeigte anhand ihrer Arbeit, wie gelebte Inklusion funktionieren kann.
In Kleingruppen wurde danach darüber diskutiert, wo dringender Handlungsbedarf besteht und welche Herausforderungen in Nürtingen angepackt werden sollen. Neben der Herstellung der baulichen Barrierefreiheit wurden unter anderem Begegnungsmöglichkeiten von Menschen mit und ohne Behinderung oder barrierefreie Kulturveranstaltungen angesprochen.
Das Ziel der Nürtinger Sozialkonferenz war einst, aus Betroffenen Beteiligte zu machen. Zu diesen Wurzeln kehrte diese Veranstaltung zurück und war daher barrierefrei gestaltet.
„Wer selbst betroffen ist, sieht Möglichkeiten der Verbesserung, die Außenstehenden gar nicht auffallen. Dadurch liefern sie uns wertvolle Impulse, mit deren Hilfe wir hoffentlich in Zukunft Inklusion nicht mehr thematisieren müssen, sondern sie einfach leben“, so Arno Hagelauer, Abteilungsleiter Soziales im Amt für Bildung, Soziales und Familie.
Die Ergebnisse der Diskussionen werden nun thematisch geordnet. Zu Beginn des Jahres 2020 sollen sie in Workshops vertieft diskutiert werden, um dann in konkrete Handlungsempfehlungen zu münden.