Nürtingen aktuell
Nürtingen aktuell
Mehr Hochwasserschutz
Erstelldatum16.01.2014
Die Erinnerung ans letzte Hochwasser in Nürtingen ist noch frisch: fast wäre der Maientag ins Wasser gefallen, weil der Neckar sich noch wenige Tage vor dem Traditionsfest auf der Festwiese breit machte und die Organisatoren nicht nur sprichwörtlich kalte, sondern auch echte nasse Füße bekamen. Das Hochwasser vom Mai 2013 kategorisieren die Fachleute als ein etwa 70-jähriges, weitere kleinere folgten im Jahreslauf. Wir beobachten in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme von Anzahl und Höhe der Hochwasser, sagt Klaus Riehle, der im Hoch- und Tiefbauamt den Hochwasserschutz verantwortet.
Um die Hochwassergefahr für die Neckaranrainer zu reduzieren, hilft nur ein vernünftiger Hochwasserschutz je früher, je besser. Deshalb verfasste die Stadt Nürtingen zügig einen umfangreichen Förderantrag für den Hochwasserschutz am Neckar und lieferte ihn noch vor Jahresfrist beim Landratsamt persönlich ab. Neun Aktenordner und viele hundert Seiten umfasst der Antrag, den Nürtingens Technischer Beigeordneter Andreas Erwerle bei Dr. Bernhard Fischer, dem Leiter des Amtes für Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Landratsamt Esslingen abgab.
Noch umfangreicher ist freilich das Volumen der nötigen Maßnahmen. Rund 23 Millionen Euro wird es nach derzeitiger Schätzung kosten, den Hochwasserschutz auf den 14,2 Kilometern zwischen Zizishausen und Neckarhausen auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen. Das ist eigentlich Sache des Landes, doch dessen Mittel für Hochwasserschutz fließen fast vollständig in der Rhein. Der Neckar, so hieß es mit Bedauern, sei erst in etwa 30 Jahren dran. Weil weder die Stadtverwaltung noch der Gemeinderat von Nürtingen so lange warten wollten, beschloss man, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und möglichst schnell möglichst viele Fördermittel zu organisieren.
Förderfähig sind bis zu 70 Prozent der Kosten für die Planung und den Bau von höheren Dämmen und Mauern und den Ersatz maroder oder fehlender Stücke. Um überhaupt Fördermittel beantragen zu können, musste die Stadt kräftig in Vorleistung gehen, denn allein die Vorarbeiten für die Antragstellung samt Vermessungsarbeiten und Baugrunduntersuchung verschlangen rund 450.000 Euro. Diese Daten bilden allerdings auch schon die Basis für Entscheidungen, wo was gemacht werden muss. Insgesamt sieben Abschnitte umfasst das Projekt, begonnen wird dort, wo der derzeitige Schutz am schlechtesten und der zu erwartende Schaden am größten ist. Abschnitt eins zieht sich am rechten Neckarufer entlang vom Ortsende Zizishausen über das Gewerbegebiet Au bis zur Kläranlage Nürtingen.
Bevor hier die ersten Bagger rollen, wird freilich noch etwas Wasser den Neckar hinabfließen. Als erste prüft jetzt das Landratsamt als Untere Wasserschutzbehörde den generellen Förderantrag der Stadt und reicht ihn dann zur Genehmigung ans Land weiter. Kommt von dort die Förderzusage, wird abschnittsweise geplant, dann folgt das Planfeststellungsverfahren und danach kann begonnen werden. Weil einzelne Maßnahmen zu Konflikten mit Grundbesitzern führen könnten und auch Biotopschutzfragen im Vorfeld abgeklärt werden müssen, rechnet Erwerle frühestens 2016 mit dem Baubeginn. Danach soll es aber zügig gehen, indem immer parallel ein Abschnitt ausgeführt und der nächste schon geplant wird. Wer einen Blick auf die Hochwassergefahrenkarte werfen will, findet sie unter www.nuertingen.de auf den Seiten des Hoch- und Tiefbausamtes unter dem Stichwort Bürgerservice.