Nürtingen aktuell

Was sind die geheimen Wünsche von Kindern? Antworten darauf bekommt das Nürtinger Stadtmuseum zur Zeit täglich im Dutzend. Denn der absolute Liebling der Besucher in der diesjährigen Ausstellung „Gestatten: das Sams ... und andere Geschöpfe von Paul Maar“ ist die Wunschmaschine des rothaarigen Frechdachses. Museumshandwerker Bernhard Stüdl baute sie eigens für die Ausstellung mit allerlei Kuriositäten aus dem Museumsmagazin zusammen. So können die Kinder kurbeln und klingen, bis die Maschine nach getaner Prozedur ihre handgeschriebenen Wünsche willig schluckt. Dabei ist nach der Halbzeit der Ausstellung bereits ein großer Korb voller Wünsche zusammengekommen, die in einer Schatztruhe im Museum aufbewahrt werden, damit sie nicht vergessen werden und in Erfüllung gehen können. Das kann allerdings ein bisschen dauern, erklärt Museumsleiterin Angela Wagner-Gnan ihren jungen Gästen täglich, wenn die am liebsten so lange an der Maschine stehen bleiben würden, bis ihr Wunsch erfüllt ist.

Obwohl die Kinderausstellungen im Stadtmuseum immer gut ankamen und viele Stammgäste haben: So beliebt bei den Kindern war noch kaum eine. Die rund 50 Führungen für Kindergartengruppen und Schulklassen sind restlos ausgebucht und das, obwohl das Museumsteam schon seinen „heiligen“ freien Montagmorgen für weitere Termine opferte.

„Im Dezember lief es eher zäh an, aber jetzt haben wir stabil 150 Besucher am Wochenende und enorme Nachfrage bei den Kindergruppen“, freut sich Angela Wagner-Gnan. Dabei lockt der rothaarige Frechdachs Sams längst nicht nur Kinder aus der Umgebung. Sogar Schulklassen aus Stuttgart, Reutlingen und Esslingen waren schon da. „Das Sams scheint in der aktuellen Pädagogik eine wichtige Rolle zu spielen, denn einige Lehrer kam nur deshalb auf unsere Ausstellung, weil sie das Sams gerade im Unterricht behandeln“, berichtet die Museumsleiterin. Kein Wunder, denn das sympathische Wesen des Zeichners Paul Maar steht für einen, der zu sich selbst steht, und sich traut, Dinge auf seine Weise anzupacken. Etwas von diesem Selbstverständnis kann sicher jedes Kind der heutigen Leistungsgesellschaft brauchen.

Da lassen auch die Wünsche der Kinder tief blicken: Die beiden häufigsten Anliegen sind bessere Noten in der Schule und weniger Streit zuhause. Bei der Lektüre muss selbst das Kinderwunsch-erprobte Museumsteam gelegentlich schlucken. „Da blickt man tief in Kinderseelen“, sagt Angela Wagner-Gnan. Zum Glück gibt es auch einiges zum Schmunzeln wie den Wunsch nach „Gelt“ oder einem „Henndi“ und Berufswünsche wie „Superfußballer“ und „die berühmteste Schauspielerin Europas“. Die Wünsche der Erwachsenen – die sich der Faszination einer Wunschmaschine auch nicht ganz entziehen können – sind deutlich profaner: „ein trockener Keller“ oder „eine Reise nach Südfrankreich“ würde sie glücklich machen.

Ganz schlicht sind die Wünsche des Stadtmuseums: Dass noch viele große und kleine Interessenten das Sams besuchen, bevor es am 3. März wieder ausziehen muss, um den Hexen der Ausstellung „Aberglaube“ Platz zu machen.
„Gestatten: das Sams und andere Geschöpfe von Paul Maar“ ist bis zum 2. März täglich außer Montag von 10-18 Uhr im Stadtmuseum Nürtingen zu sehen. Samstags können noch Gruppenführungen unter 07022 36334 angefragt werden.