Nürtingen aktuell
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Den Misteln an den Kragen
Erstelldatum15.02.2022
Obstwiesenbesitzer können noch ran an die Misteln
Sie überwuchern die Äste, sind darin eingewachsen fast wie ein Geschwür und nehmen dem Baum seine Vitalität: Misteln. Gerade jetzt im Januar leuchten ihre Früchte weiß – eine Einladung an die Vögel. Doch genau hier beginnt das Problem. Denn durch die Vögel werden die Samen der Früchte zum nächsten Baum getragen und der Mistelbefall weitet sich aus. „Vor zwei Jahren sah es hier noch nicht so aus“, sagt Jürgen Scholz, Mitarbeiter der Stadtgärtnerei. Er steht am Rande des Inneren Gänslesgrund mit Blick auf den Spielplatz. Hier ist der Mistelbefall besonders schlimm. Kaum ein Apfelbaum ohne wuchernde Misteln.
Beherzt greift Scholz zur Teleskopsäge. Binnen fünf Minuten sind die befallenen Äste abgesägt. „Misteln kann man bis Ostern schneiden“, erklärt Scholz, der gelernter Obstbaumeister ist. „Sie befallen vor allem Apfelbäume. Da diese erst im Mai blühen, kann man Äste gut von Januar bis Ende März oder Anfang April von den Misteln befreien.“
Die Stadt wird bis Ende März im Enzenhardt und am Galgenberg Misteln entfernen. Notwendig wurde die Maßnahmen, da sich die Mistel, die bis zu 70 Jahre alt werden kann, im süddeutschen Raum zunehmend ausbreitet. Als Halbschmarotzer kann sie geschwächte Bäume zum Absterben bringen, indem sie ihnen Wasser und Nährstoffe entzieht. Insbesondere unzureichend gepflegte Bäume auf Streuobstwiesen sind gefährdet und somit eine ganze Kulturlandschaft – auch in Nürtingen.
Um dieser Gefahr zu begegnen, startete die Stadt Nürtingen eine breit angelegte Aktion, um die Ausbreitung der Mistel einzudämmen. Auch die Unterstützung privater Streuobstwiesenbesitzer ist bei dieser Aktion gefragt.
Die Stadt hat zwei Hand-Teleskop-Sägen und zwei akkubetriebenen Hochtastern zur Streuobstpflege gekauft und verleiht sie gegen eine Pfandgebühr über die Firma Frank Wörner Landmaschinen, welche die Einweisung in die Handhabung vornimmt.
Wenn Hilfe bei der Bekämpfung der Misteln, die nicht unter Naturschutz stehen, benötigt wird, stellen Mitglieder des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins ihr Wissen zur Verfügung und unterstützen entweder vor Ort, indem sie selbst Hand anlegen oder im korrekten Mistelschnitt unterweisen.
Sind Bäume derart stark befallen, dass sie gerodet werden müssen, unterstützt die Stadt Nürtingen auf Antrag die Nachpflanzung. Jeder Antragsteller kann einen Zuschuss von 30 Euro pro Baum für bis zu drei Obst-Hochstämme erhalten. Dazu genügt die Einreichung der Rechnung. Der Pflanzort muss im Außenbereich liegen. Bei der Sortenwahl ist der Antragsteller frei. Diese Förderung erfolgt zunächst befristet bis zum 31. März 2022, soll aber dauerhaft eingerichtet werden, sofern der Gemeinderat diesem Projekt zustimmt.
Informationen zur Mistelbekämpfungsaktion, der Antrag zur Förderung von Obst-Hochstämmen, der Leihvertrag für die Geräte zur Pflege von Streuobstwiesen sowie ein Info-Flyer zum Download stehen auf der Homepage der Stadt Nürtingen unter www.nuertingen.de/mistelbekaempfung bereit.