Nürtingen aktuell
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Auf die Plätze, fertig: Spielen!
Erstelldatum24.11.2023
Auf die Plätze, fertig: Spielen!
Die Ausstellung erzählt von einem Aufstieg auf den Dachboden, wie ihn vermutlich alle einmal erlebt haben: In Kisten und knisterndes Zeitungspapier eingepackt warten die Geschichten und Geheimnisse unzähliger Kindergenerationen der vergangenen Jahrzehnte. Am 26. November startet im Stadtmuseum Nürtingen die Spiele-Zeit mit der Familienausstellung „Faszination Spielen“ – gleich mit einer kostenlosen Führung der beiden Verantwortlichen, Melina Wießler und Bernhard Stüdl, die persönlich über das Konzipieren und Aufbauen der Ausstellung berichten und ihre Lieblingsobjekte zeigen. Zur Sprache kommen auch Geschichten über die Herkunft einiger ausgestellter Spielsachen, die allesamt aus der museumseigenen Sammlung stammen. Dass auch Material mit ursprünglich explosiven Eigenschaften, das chemisch verändert eine gut formbare Masse ergab, für den Bau von Puppen in Betracht kam, und welche Flugpioniere hinter legendär gewordenen Bausteinen stecken, verrät die Ausstellung mit verblüffenden Details zu dem einen oder anderen Spielzeug.
Dass Gesellschaft, Kindheit und Spiel miteinander verwoben sind, könne man an den ausgestellten Spielsachen erkennen, so die Museumsleiterin: „Die Industrialisierung veränderte und prägt bis heute Lebenswelt der Menschen, auch beim Spielen und beim Spielzeug. Familien der Arbeiterklasse fertigten Spielzeugteile für Unternehmen in Heimarbeit, auch Kinder. Zum Spielen und für eigenes Spielzeug fehlten Freizeit und Geld. Auf der anderen Seite entstand die bürgerliche Kleinfamilie, bei der der Haushalt ins Private und der Lebensunterhalt ins Öffentliche rückten. Spielzeug wurde zunehmend als Mittel dafür verwendet, um die Kinder auf die für sie zugedachten Rollen in der Gesellschaft vorzubereiten: Puppen, Puppenhäuser, -küchen und -herde für Mädchen, Baukästen, Dampfmaschinen, Fahrzeuge und Soldaten für Jungen.“ Es gilt aber auch: So oft Material, Form, Farbe und Umwelt sich änderten, sind viele Spielobjekte über die Jahrhunderte doch erstaunlich konstant geblieben, genau wie der Eigensinn der Kinder, mit den Dingen auch ganz anders als gedacht zu spielen oder die ihnen zugeschriebenen Rollen zu sprengen. Über sich berichtet Bürgermeisterin Annette Bürkner: „Als Kind war ich sehr viel draußen, mit Freunden im Garten, auf den Feldern, am Bach unterwegs, auf dem Roller, dem Fahrrad, in Rollschuhen. Viel mehr als die eine Puppe, die ich besaß, interessierte mich die Carrera-Bahn meiner Freunde. Da bin ich kein typisches Mädchen gewesen.“ In der Ausstellung geht der Blick auch in die Nürtinger Geschichte: Wo haben Nürtinger Kinder sich die Nasen an den Schaufenstern plattgedrückt? Wo haben Eltern rasch noch Weihnachtseinkäufe für den Nachwuchs erledigt? Welcher Laden wurde zur Institution?
So gliedert sich die Ausstellung in insgesamt vier Sektoren, welche die Entwicklung des Spielens und der Spiele über die Jahrzehnte hinweg nachzeichnen. Spielen fördert nicht nur körperliche und geistige Fähigkeiten sowie soziale Kompetenzen. Es macht einfach eine Menge Spaß. Und daher bietet die neue Ausstellung im Stadtmuseum auch wieder ausreichend Gelegenheit, selbst aktiv zu werden: Zwischen historischen Brettspielen, Spielsteinen und Karten-Sets können Besucherinnen und Besucher ihr Gespür für Taktik, Geschick und Geduld in einem Brettspiele-Labor austesten. Dort wo bis vor wenigen Wochen noch die Hölderlin-Dauerausstellung beheimatet war, können die Besucherinnen und Besucher nun an mehreren Tischen gemeinsam spielen. Und wie in den letzten Jahren sollte man auch diesmal mit offenen Augen und aufmerksam die Familienausstellung entdecken, denn es gilt wieder ein Rätsel zu knacken.
FASZINATION SPIELEN - Eine Ausstellung zum Entdecken und Spielen ist zu sehen vom 26. November 2023 bis 3. März 2024. Das Stadtmuseum hat geöffnet: dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Am 24., 25., 31.12.2023 und 01.01.2024 ist geschlossen.
Termine und weitere Infos auf sind auch auf der Homepage des Stadtmuseums zu finden.