Nürtingen aktuell

Die Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung in der Schellingstraße 12 ist ein wahres Kleinod, denn seit 20 Jahren wird dort mehrmals im Jahr hochkarätige Kunst ausgestellt. Anfang der 1960er-Jahre zieht das Ehepaar Ruoff in das Wohnhaus der Kunstsammlerin Auguste Pfänder ein. Rund ein Jahr nach der Gründung der Ruoff Stiftung im Jahre 2003 öffnete sich dieses private Haus der Kunst der Öffentlichkeit. 2004 nahm die Stiftung den Ausstellungsbetrieb auf, die heute zu den renommiertesten Ausstellungsorten moderner und zeitgenössischer künstlerischer Positionen des 20. und 21. Jahrhunderts in der Region zählt.
Die Besucherzahlen im vergangenen Jahr haben sich im zweiten Jahr in Folge nach dem Corona-Einschnitt wieder deutlich gesteigert.  „Das ist für mich ein klares Signal dafür, dass die anhaltend hohe Qualität der Ausstellungen wahrgenommen wird und die Ruoff Stiftung aus dem Kulturleben der Stadt nicht mehr wegzudenken ist“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Johannes Fridrich.
Im Jubiläumsjahr spiegelt das Programm mit fünf Ausstellungen den Geist des Künstlerpaares wider, das sich sowohl der Förderung des Künstlernachwuchses verschrieben hat, als auch gute Kontakte zu Kulturschaffenden aus allen Bereichen der Kunst pflegte. Den Auftakt der neuen Ausstellungsreihe bilden Exponate der Stuttgarter Künstlerin Ulrike Kirbach, die zu einer der herausragenden Zeichnerinnen Deutschlands zählt. Vom 4. Februar bis 7. April treten in der bislang umfassendsten institutionellen Ausstellung ihrer Werke Zeichnung und Dichtung unter dem Titel „Liniengedichte“ in einen faszinierenden Dialog von Bild und Wort.
Vom 14. April bis 9. Juni zeigt die Ruoff Stiftung unter dem Titel „Der Ruf der Farbe“ einen Querschnitt durch das Werk des Malers Berthold Mahringer. Inspiriert sind seine Werke von der ihn umgebenden Natur. Der Stuttgarter begibt sich mit Zeichenstift oder Staffelei auf Wiesen und an Seen, um Landschaften, Städte und Menschen mit charakteristischem Pinselstrich ins Bild zu setzen. Der Künstler abstrahiert seine Motive, indem er die Farbe teils zentimeterdick auf die Leinwand aufträgt, bis beinahe reliefartige Oberflächen entstehen.
Im Sommer beteiligt sich die Stiftung Ruoff an einem Fest für Kunst der besonderen Art: „COMING IN! Outsider Kunst in Nürtingen“ beleuchtet in Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) Kunstformen, die außerhalb des akademischen Kunstbetriebs von Menschen mit Behinderungen oder Psychiatrieerfahrung geschaffen wurden. In diesem Rahmen geht der Künstler Thomas Putze in der Stiftung Ruoff vom 16. Juni bis 22. September (im August geschlossen) der Frage nach, wie offen die Gesellschaft mit Brüchen im Leben umgeht. Putze, der mit seinen Zeichnungen, Skulpturen und Performances zwischen Zwei- und Dreidimensionalität agiert, nutzt in seiner Ausstellung „weg vom Fenster“ die Räumlichkeiten des Gebäudes in der Schellingstraße, um das Spannungsfeld von Ausgrenzung und Einbindung auszuloten.
Hildegard Ruoff war es stets ein großes Anliegen, die junge Generation an die Kunst heranzuführen und engagierte sich sehr dafür, dass Nachwuchskünstlerinnen und -künstler eine Plattform bekommen. Vor exakt zehn Jahren war die Stiftung Ruoff denn auch erstmals eine Bühne für Studierende und Absolvierende der Universität der Künste Berlin und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Vom 29. September bis 17. November erfährt dies nun eine Fortsetzung, indem Arbeiten der Preisträgerinnen und Preisträger des Walter Stöhrer-Preises für Grafik präsentiert werden.
Über viele Jahre hinweg lenkte Hildegard Ruoff das Ausstellungsprogramm der Stiftung und auch die Auseinandersetzung anderer Kunstschaffenden mit dem Werk ihres Mannes Fritz Ruoff. Die Künstlerinnen und Künstler dankten es auf ihre Weise – mit Schenkungen an das Ehepaar. Diese sind Ausgangspunkt der Ausstellung „Die ins Haus kamen“, welche vom 24. November 2024 bis 26. Januar 2025 das diesjährige Programm beschließt.
Flankiert wird das Programm von zusätzlichen Veranstaltungen wie dem „KunstDialog“, in welchem die Künstlerinnen und Künstler in den Räumen der Stiftung Ruoff im Rahmen eines Gesprächs Einblicke in ihr Schaffen geben und ihre Positionen näher erläutern oder dem „Mädelsabend mit KunstGenuss“, der im Rahmen der Ausstellung „Liniengedichte“ erneut stattfinden wird.
 
Zu allen Ausstellungen bietet die Kunsthistorikerin Constanze Halsband an ausgewählten Terminen während der regulären Öffnungszeiten zwei öffentliche Führungen an, die für Kinder und Jugendliche kostenlos sind.
Private Gruppenführungen für bis zu 20 Personen sowie Führungen für Schulklassen und Studierende können auch außerhalb der Öffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung (07022 / 75358) gebucht werden.
Öffnungszeiten: samstags und sonntags 14-18 Uhr. Am 30. und 31. März sowie im August geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen sind online auf der Homepage der Stiftung Ruoff abrufbar.

25.01.2024