Nürtingen aktuell
Nürtingen aktuell
Projekt "TürÖffner" wird fortgesetzt
Erstelldatum19.06.2024
Projekt "TürÖffner" wird fortgesetzt
Nürtingen gehört zu dem Kreis der Kommunen, die nachgewiesenermaßen über einen Mangel an Wohnraum leiden. Durch steigende Miet- und Lebenshaltungskosten droht selbst in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas einer wachsenden Zahl an Haushalten die finanzielle Überlastung, in zunehmenden Fällen der Wohnungsverlust und damit Obdachlosigkeit. Zusammen mit der Unterbringung einer steigenden Zahl an Geflüchteten stellt dies eine enorme Herausforderung für die Kommunen dar, die letztlich betroffenen Menschen ein Obdach, sprich eine Unterkunft bieten muss.
Um diese betroffenen Personen zu unterstützen, hat die Stadt Nürtingen im September 2022 das Projekt „TürOffner“ in Kooperation mit der Caritas Fils-Neckar-Alb in Angriff genommen, das die Vermittlung und Sicherung von Wohnraum als seine Kernaufgabe ansieht. Im Mai diesen Jahres hat der Gemeinderat der Stadt Nürtingen der Fortsetzung des Projekts um weitere drei Jahre bis zum 31. August 2027 mit großer Mehrheit zugestimmt, denn die bisherige Bilanz kann sich sehen lassen.
In den fast zwei Jahren seit Beginn des Projekts konnten 16 Wohnungen an insgesamt 43 Personen vermittelt werden. Darunter befinden sich überwiegend Familien, deren Kinder nun gute Rahmenbedingungen für deren Heranwachsen geboten werden können. Damit ist das Projekt in der ganzen Region Fils-Neckar-Alb das erfolgreichste seiner Art. „TürÖffner“ erweist sich als wahres „WinWin“-Projekt, denn die Zufriedenheit auf Seiten der Vermietenden wie auch der Mietenden ist groß. Kündigungen sind bislang nicht zu verzeichnen.
Die Caritas unterstützt bei der Vermittlung, Vertragserstellung und der weiteren Begleitung des Mietverhältnisses. Zunächst wird der potenzielle Wohnraum besichtigt und beurteilt. Von Mietinteressenten werden ebenfalls Daten erhoben. Besteht eine hohe Übereinstimmung, erhalten die Vermietenden eine Liste mit rund sechs bis sieben Vorschlägen. Bei einem Treffen wird abgeklärt, ob die Chemie zwischen beiden Parteien stimmt und wenn beide Seiten Zustimmung signalisieren, kann der Vertrag aufgesetzt werden. Die Caritas steht im Anschluss weiterhin beratend zur Seite, was als einer der Gründe für den Erfolg identifiziert werden kann.
Weitere Erfolgsfaktoren sieht Helga Rütten, Fachleiterin Solidarität bei der Caritas Fils-Neckar-Alb unter anderem im Netzwerk, in welches das Projekt in Nürtingen eingebettet ist, und der Erreichbarkeit der Caritas-Mitarbeitenden. Dadurch könnten etwaige Probleme frühzeitig erkannt und gelöst werden. Sicherheit gibt das Projekt ebenfalls beiden Seiten. Während die Mieterinnen und Mieter davon profitieren, eine bezahlbare Wohnung mit entsprechenden Mietrechten bewohnen zu können, sind die Vermieter von Zahlungsausfällen geschützt. Sollten Reparaturen vorgenommen werden müssen, die der Mieter kurzfristig nicht beheben kann oder es zu einzelnen Mietausfällen kommen, kann dies über einen von der Stadt eingerichteten Risikofonds in Höhe von 10.000 Euro abgedeckt werden. Im bisherigen Projektzeitraum musste diese Rücklage aber noch nicht in Anspruch genommen werden.
Sollte eine Wohnung nach mehr als sechs Monaten Leerstand über das Projekt wieder vermietet werden können, reicht die Stadt die Wiedervermietungsprämie des Landes zur Aktivierung von Wohnraumpotenzial an den Vermieter weiter, damit dieser den Betrag in kleinere Sanierungen investieren kann.
Die Stadt Nürtingen sieht weiteres Potenzial bei der Aktivierung von Wohnungsleerständen. Im Jahr 2020 wurden bereits Eigentümerinnen und Eigentümer von 130 leerstehenden Wohnimmobilien angeschrieben. In den kommenden Wochen wird die Stadt nach einer Neuerhebung leerstehenden Häuser erneut deren Inhaber anschreiben. Auch bei selbst von der Stadt angemieteten Objekten wird das Gespräch gesucht. Schätzungsweise 20 direkte Mietverhältnisse könnten zwischen den Vermietenden und den derzeit untergebrachten Personen entstehen.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
18.05.2024